von Dr. Helmut Hering
Einige persönliche Empfehlungen eines hessischen Dorfzahnarztes
Ich bin zurück aus der Mongolei, habe dort auf dem weiten Land zusammen mit einem Kollegen und zwei Kolleginnen 504 Patienten behandelt. Wieder zu Hause, sortiere ich das Erlebte und höre von wissbegierigen Daheimgebliebenen die Frage: Fährst du wieder hin?
Es wäre nötig, wieder hinzufahren, und wer sich fragen sollte, ob er sich auch mal auf den Weg machen sollte, dem kann ich bei der Entscheidung ratend helfen:
Wenn Sie glühender Verfechter der RKI- Hygienerichtlinien sind, sollten Sie zu Hause bleiben, denn eine dem deutschen Standard entsprechende Sterilität werden Sie nicht umsetzen können, das chirurgische Instrumentarium liegt uneingeschweißt herum, Sie werden sich zuweilen mit einfacher Wisch-Desinfektion begnügen müssen, die berühmte Fünf müssen Sie oft gerade sein lassen – das betrifft im Übrigen auch die sehr persönliche Körperhygiene, die, etwa in zeitweiser Ermanglung fließenden Wassers, vom heimischen Standard weit entfernt ist.
Wenn Sie Ihre Behandlung nur unter strengster und sicherster Diagnostik durchführen können, sind Sie für einen Einsatz nicht geeignet, denn Entscheidungen, ob dieser Zahn oder jener zu erhalten sei, welche Komplikationen Ihnen begegnen bei Extraktionen, das können Sie nicht durch Röntgenkontrolle absichern, sondern Mut und Erfahrung zum „blinden“ Eingreifen sind gefragt – und überhaupt: Wer nicht gern extrahiert, wird sich oft grämen müssen: wir zogen insgesamt 653 Zähne, andere Gruppen erlebten es ebenso.
Wenn Sie nicht gern improvisieren, verbringen Sie Ihren Urlaub bitte nicht in der Mongolei, denn das durch DWLF zur Verfügung gestellte Behandlungsgerät läßt den technischen Komfort Ihres heimischen Arbeitsplatzes vermissen: Plötzlich fällt der Strom aus, oder es funktioniert der Spray nicht oder spritzt in die falsche Richtung, da sorgt mangelnde Ausleuchtung für tastendes Zweifeln, da exkavieren Sie ab und zu mit kraftlos arbeitender Maschine, es geht, aber es geht etwas langsamer als zu Hause.
Sie begreifen sich als Spezialist für Zahnerhaltung? Gratuliere! Bleiben Sie’s – aber zu Hause, denn es geht schon an die Nieren, wenn Sie Kindern die durch allzu zuckerhaltiges Naschangebot zerstörten 6-Jahr-Molaren entfernen müssen, die Sie zu Hause nach mühsamer Endodontie und Überkronung gerettet hätten. Wurzelkanalbehandlungen sind fast unmöglich, und ob Sie eine tiefe Karies bis zur letzten Konsequenz exkavieren sollten, ist von Fall zu Fall anders zu entscheiden, als Sie es daheim für richtig halten – und doch geht auch Erhaltung: wir legten 480 Füllungen, entfernten 102-mal Zahnstein.
Sie sind strenger Vegetarier? Dann werden Sie zu leiden haben!
Ach ja, die Ernährung ist ein schönes Feld für unterschiedliche Erfahrungsberichte: zuerst kommt die vergorene Stutenmilch, dann der getrocknete Käse, der freundlich und reichlich dargebrachte Wodka, schließlich die üppigen Fleischschüsseln, aber auch die Nudel- und Reisgerichte, wenn auch meist mit Fleisch angereichert. So mancher hatte Probleme, andere hatten gar keine Schwierigkeiten, und überhaupt: über den Geschmack kann man nicht streiten. (Mir hat’s übrigens geschmeckt….).
Beruflich wie im Privaten charakterisieren Sie sich als eher „etepetete“? Dann meiden Sie die Mongolei!
Indessen aber: Sie sind gesund, haben Humor, sind großzügig und abenteuerlustig?
Dann fahren Sie mit DWLF unbedingt in die Mongolei, denn Sie erleben eine persönliche Bereicherung. Da sind neue ungewohnte berufliche Erfahrungen, da ist das Erleben der mongolischen Nomaden, hautnah und nicht touristisch aufgemacht. Sie begegnen der freundlichen Gelassenheit und Geduld der ländlichen Bevölkerung, der herzlichen Gastfreundschaft mit ihren archaischen und Ordnung-schaffenden Gebräuchen, der anrührenden Dankbarkeit der vielen, vielen Patienten.
Natürlich werden Sie, wie wir alle, mit dem Gefühl nach Hause fliegen, nur einen Tropfen auf dem heißen Stein hinterlassen zu haben – aber doch auch mit der Gewißheit, wenigstens (in unserem Fall) 504 Menschen – darunter vielen, sehr vielen Kindern – geholfen zu haben.
Gerne hätten wir noch mehr gearbeitet, denn es hat uns viel Freude gemacht, und dass es unter dem Strich gewiß viel zu wenig war in diesem großen, wunderbaren Land, darf uns nicht verzagt machen, sondern eher ermutigen.
Ein ganz besonderer Dank geht an dieser Stelle an Frau Tuul Macher, die mit ihrem entschiedenen Organisationstalent und ihrer intimen Kenntnis des Landes viele Wege ebnete, die ansonsten wohl schwerlich zu überwinden gewesen wären.
Also zurück zum Anfang: wenn Sie mich fragen: „Soll ich mal mit DWLF in die Mongolei reisen?“, dann antworten wir aus unserer Gruppe einstimmig: Ja, tun Sie’s!
Sie werden reich beschenkt nach Hause zurück kommen!
(für die Gruppe 7: Dr. Helmut Hering)