Bericht von Antonia Höpker (E-Mail: antonia.hoepker [at] web.de)

Unser Team

Unser Behandlungsteam bestand aus vier Personen:

  • Dr. Erwin Fessler (AD/GL)
  • Dr. Thomas Czekalla (AD)
  •  Lea Hallbauer (ADH)
  •  Antonia Höpker (ADH)

Wir kannten uns vor dem Einsatz nicht persönlich, aber schon bei der Ankunft war klar, dass wir ein gutes Team bilden würden. Die gemeinsame Arbeit, die täglichen Herausforderungen und die Abende in entspannter Runde sorgten schnell für ein Gefühl von Vertrautheit und Zusammenhalt.

Vorbereitung & Anreise

Für Lea und mich begann die Reise in Frankfurt. Wir kamen nachts in Praia, der Hauptstadt der Kapverden, an – müde, aber gespannt auf das, was uns erwarten würde. Von unserem Fahrer war weit und breit nichts zu sehen, was die Ankunft etwas chaotisch machte. Nach einem gemeinsamen Frühstück und einem Strandtag (mit obligatorischem Sonnenbrand) begann unser Einsatz am Montagmorgen.

Erste Woche: Pont D’Água

Unsere erste Einsatzwoche verbrachten wir im Gesundheitszentrum in Pont D’Água. Das Vorgängerteam hatte die Behandlungsräume bereits gut vorbereitet, sodass wir rasch eine eigene Struktur aufbauen konnten. Anfangs war ich nervös – meine allgemeinzahnärztliche Tätigkeit liegt bereits etwas zurück – aktuell bin ich ausschließlich kieferorthopädisch tätig und der Umgang mit Zangen und Hebeln war nicht mehr alltäglich für mich. Doch die Eingewöhnung ging schnell, nicht zuletzt, weil es sofort viel zu tun gab und keine Zeit für Zweifel blieb.

Nach intensiven Behandlungstagen verbrachte ich die Nachmittage oft mit einem Buch am Strand oder auf dem Balkon. Abends aßen wir gemeinsam, spielten manchmal Karten und ließen die Tage Revue passieren.

Am Wochenende reisten wir in den Norden der Insel nach Tarrafal. Dort genossen wir den Strand, unternahmen eine kleine Wanderung durch die trockenen Hügel rund um die Stadt und ließen den Tag mit gegrilltem Fisch, Meeresfrüchten und Live-Musik ausklingen – ein Moment, der sich sehr nach Urlaub anfühlte. Besonders eindrücklich war der Besuch des ehemaligen Konzentrationslagers von Tarrafal, das heute eine Gedenkstätte ist.

Wir erkundeten das Gelände eigenständig und waren tief bewegt von den Eindrücken, die die spartanischen Unterkünfte, die Isolationszellen und die bedrückende Atmosphäre vermittelten. Es waren nachhallende Gedanken an das Leid und die Umstände der Gefangenen, die uns noch lange begleiteten.

Zweite Woche: Mehr Patienten, größere Herausforderungen

Ab Montag der zweiten Woche war das Wartezimmer bereits am Morgen voll. Es hatte sich offensichtlich herumgesprochen, dass wir vor Ort waren. Wir arbeiteten meist ohne Pause, um möglichst viele Patienten versorgen zu können. Der Zustand der Mundhygiene war weiterhin sehr schlecht – viele tief kariöse oder komplett zerstörte Zähne, häufig nur noch Wurzelreste. Besonders schwierig war es für mich zu sehen, wie häufig bereits erste bleibende Molaren bei Kindern extrahiert werden mussten, obwohl sie bei rechtzeitiger Behandlung vermutlich erhaltungswürdig gewesen wären.

Ein Erlebnis hat mich besonders bewegt: Ein kleines Mädchen, etwa 4–5 Jahre alt, benötigte dringend eine Milchzahnfüllung. Am Vortag war eine Behandlung aufgrund ihrer Angst gescheitert, doch die Schmerzen brachten sie erneut zu uns. Gemeinsam mit unserer lokalen Koordinatorin und Zahnärztin Elisabeth versuchten wir es noch einmal. Die Anästhesie gelang, aber danach verweigerte sich das Kind vollständig. Es schrie und hatte große Angst. Die Mutter reagierte mit Schreien – ein Moment, der mich zunächst wütend, im Nachhinein aber vor allem traurig machte. Es war spürbar, wie viel Druck auf allen Seiten lastete: Die Schmerzen, das Bedürfnis nach Hilfe, die begrenzten Ressourcen und die fehlende kindgerechte Umgebung. Am Ende ging niemand zufrieden aus dieser Situation – weder das Kind noch die Mutter oder wir als Team.

Am letzten Behandlungstag der Woche saß Bella, unser Sicherheitsbeauftragter, auf dem Behandlungsstuhl. Sonst resolut und laut, zeigte er sich plötzlich ganz still – die Zahnreinigung machte ihn nervös. Doch wir verabschiedeten ihn mit einem strahlenden Lächeln.

Den krönenden Abschluss bildete unser Besuch in einem Kindergarten, gemeinsam mit Elisabeth und ihrer Tochter. Dort übten wir mit den Kindern das Zähneputzen und vermittelten auf spielerische Weise die Grundlagen der Mundhygiene – ein schöner, hoffnungsvoller Ausklang unserer Zeit vor Ort.

Behandlungen im Überblick

In den zwei Einsatzwochen untersuchten wir insgesamt 266 Patienten. Dabei führten wir folgende zahnärztliche Einzelleistungen durch: 173 Extraktionen, 148 Füllungen, 38 Zahnreinigungen.

Am letzten Einsatztag besuchten wir zudem einen Kindergarten, in dem wir mit den Kindern gemeinsam das Zähneputzen übten und ihnen Grundlagen der Mundhygiene vermittelten.

Persönliche Eindrücke & Fazit

Die Zeit auf Kap Verde war intensiv, fordernd und bereichernd. Besonders beeindruckt hat mich die Offenheit und Freundlichkeit der Menschen vor Ort – trotz oft schwieriger Lebensumstände. Die große Behandlungsbereitschaft, das Vertrauen, das uns entgegengebracht wurde, und die vielen kleinen Gesten der Dankbarkeit haben mich tief bewegt.

Natürlich gab es auch Momente der Frustration: Situationen, in denen wir nicht helfen konnten, wie wir es gerne gewollt hätten. Begrenzte Ressourcen, Sprachbarrieren oder schlichtweg die Angst der Patienten stellten uns immer wieder vor Herausforderungen.

Aber gerade diese Momente machen den Wert eines solchen Einsatzes aus – sie zeigen die Realität, schärfen das Bewusstsein und wecken den Wunsch nach nachhaltiger Veränderung.

Insgesamt hat sich der Einsatz für mich auf ganzer Linie gelohnt. Ich bin dankbar für die Erfahrungen, die menschlichen Begegnungen, die fachlichen Herausforderungen und das Gefühl, zumindest ein kleines Stück Hilfe geleistet zu haben. Meine Erwartungen wurden nicht nur erfüllt, sondern übertroffen – und ich hoffe sehr, dass es nicht mein letzter Einsatz mit DWLF war.


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