Vor dem Hilfseinsatz bitte unbedingt zur Kenntnis nehmen:

An alle Ehrenamtlichen, die sich im Geiste
von Zahnärzte ohne Grenzen auf den Weg machen möchten.

Sich ehrenamtlich humanitär betätigen zu wollen ist zweifelsfrei ein ehrenwerter aber auch sehr persönlicher Entschluss. Spätestens wenn Sie dies in einem Team zu tun gedenken, sollten Sie sich Gedanken darüber machen, ob Ihnen die Arbeit in einer Gruppe von freiwilligen Helfern auch wirklich zusagt. Gerade für Selbständige, die es gewohnt sind eigenverantwortlich, auch als Arbeitgeber und Chef Entscheidungen zu treffen, kann sich das Arbeiten in einem Team Gleichberechtigter, also auf Augenhöhe mit anderen Zahnärzten, Helferinnen, neuerdings auch Zahntechnikern und einheimischen Dolmetschern, recht ungewohnt anfühlen und zur völlig neuen Erfahrung werden.

Jedes Einsatzmitglied ist gut beraten, sich bewusst zu machen, dass auch alle anderen Teammitglieder meist ehrenamtlich – und auch oft den Urlaub dafür “opfernd” – in einen Hilfseinsatz gehen und in der Regel ihre Kosten dafür auch selbst tragen. Sie alle werden von der Vorstellung getragen sein, in einem harmonischen Einsatzumfeld ihr humanitäres Engagement einbringen zu können, das neben der Hilfe für die Bedürftigen als primäres Ziel auch den Helfern selbst große Befriedigung und zum bleibenden Erlebnis werden sollte, an das man sich gerne erinnern mag. Teamfähig zu sein verlangt deshalb vor allem die Fähigkeit zu Toleranz, Rücksichtnahme und den Willen zum gemeinsamen Handeln. Es sollte auch möglich sein, persönliche Interessen dem gemeinsamen Ziel unterordnen.

Hierzu wollen wir Ihnen ein paar Anregungen aus unserem, nun zwei Jahrzehnte angesammelten Erfahrungsschatz weitergeben:

  • Sie werden sehr schnell merken, dass Sie in einem Gastland – das bei weitem nicht mit europäischen oder deutschen Standards aufwarten kann – auch auf die Talente und auf das Improvisationsgeschick Ihrer Teammitglieder angewiesen sein werden.
  • Gruppenleiter (GL) sollten Ihre Funktion eher als “Primus inter pares”, also als gleichberechtigtes Mitglied der Gruppe auf Augenhöhe und nicht als Chef oder Vorgesetzter der anderen Teammitglieder verstehen. Gruppenleiter sind in erster Linie Ansprechpartner für die PME und PMG sowie für DWLF, um den Kommunikationsfluss koordiniert zu halten.
  • GL sollten auch in offenen Gesprächen  klären, wer besonders gerne in welchen Disziplinen arbeiten möchte.
  • Die Zahnärzte tragen zwar die fachliche Verantwortung für den Einsatz und für die Behandlung der Patienten, um den Regeln der ärztlichen Kunst gerecht zu werden und sie sind insofern anderen Helfern ggü. fachlich weisungsbefugt. Das kann jedoch nur für die konkrete fachliche Arbeit am Patienten gelten. In der sonstigen Zusammenarbeit sollte ein freundschaftlich-partnerschaftliches Miteinander allen nützen und die Zeit des Einsatzes zu einem Erlebnis werden lassen.
  • Andererseits tragen GL auch Mitverantwortung für alles, was in der Gruppe geleistet wird. So ist es sicher gut, zunächst die fachlichen Vorgaben der GL zu akzeptieren, auch wenn Diskussionsbedarf bestehen sollte. Das kann nach dem Tagesgeschäft, in Ruhe erfolgen. GL mit etwas Menschenkenntnis werden in einer Gruppe Freiwilliger ohnehin vorsichtig agieren und nicht eigenmächtig, ohne Beratung mit den anderen, entscheiden.
  • GL vertreten die Gruppe nach außen, können aber nur die Interessen  der ganzen Gruppe vertreten und sollen nicht eigenmächtig ohne Rücksprache mit den anderen handeln. Nach innen aber ist ein offenes Ohr für alle Gruppenmitglieder unverzichtbar.
  • Immer sollten alle Teammitglieder den Ehrgeiz haben, die bestmögliche Qualität ihrer Arbeit zu liefern. Bewährt hat sich das wechselseitige Behandeln und Assistieren von jeweils einem jüngeren und einem älteren Kollegen.
  • Idealer Weise können die Jüngeren von den Älteren bei einem Einsatz viel dazu lernen und umgekehrt können die Älteren von den Jüngeren deren Elan und Unvoreingenommenheit wertschätzen lernen.
  • Die Abende und Wochenenden, oder sonst freie Zeit, lassen genügend Raum für gemeinsame Unternehmungen. Sie sollten neben Erholung auch dem Kennenlernen dienen: Dem Kennenlernen des angereisten Teams untereinander, dem Kennenlernen der einheimischen Helfer, des Gastlandes selbst und der Einheimischen dort.

Aus all dem folgt: Wer anderen Menschen eher als Misanthrop ggü. steht, wer gerne als Einzelgänger agiert, sich nur als Vorgesetzter anderer denken kann oder sich sonst in Teamsituationen nicht besonders wohl fühlt, sollte genau überlegen, ob er sich selbst oder den anderen mit seiner Teilnahme an einem Gruppeneinsatz wirklich eine Freude bereiten kann oder ob nicht zwischenmenschliche Irritationen damit vorprogrammiert sind.

Unser Leitsatz sollte sein:

Humanitäre Hilfe soll Freude und Lust und keinen Frust bereiten!

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