Bericht von Lena Ickler (E-Mail: lena.ickler [at] gpnz.de)
Als mich im Mai 2024 meine Kollegin Rebecca Kemper fragte, ob ich nicht Lust hätte, bei Zahnärzte ohne Grenzen mitzumachen, brauche ich erstmal etwas Bedenkzeit. Der Gedanke daran, etwas Gutes in einem Land zu tun, in dem komplett andere Verhältnisse herrschen als hier in Europa, gefiel mir auf Anhieb. Gleichzeitig brachte er aber auch einige Ängste mit sich. Komplett raus aus meiner Komfortzone und rein in ein Land, in dem Englisch meist mehr schlecht als recht gesprochen wird. Doch die Gewissheit dort Menschen helfen zu können, die selten die Möglichkeit auf medizinische Behandlung haben überwog den Zweifeln. – So ging es also los …
Unser Team:
- Rebecca Kemper (AD/GL)
- Kathleen Knappe (AD)
- Nadja Fricke (ADH)
- Lena Ickler (ADH) (lena.ickler@gpnz.de)
Zuerst überlegten wir, wann und wo der Einsatz stattfinden sollte. Die Entscheidung fiel auf Mai 2025 / Kap Verden. Danach begann eine Zeit voller Planung und Vorfreude. Es mussten Flüge und Unterkunft gebucht werden, weitere Teammitglieder wurden gefunden, Unterlagen mussten vorgelegt werden und das größte Thema war: Materialbeschaffung. Durch unseren Arbeitgeber „GPNZ“ und befreundete Praxen konnten wir einige Materialspenden erhalten, welche uns unsere Arbeit vor Ort gesichert haben.
Das Jahr voller Planung und Aufregung verging wie im Flug und so kam der Tag des Abflugs schneller als erwartet. Mit jeweils einem großen Tourenrucksack, einer Reisetasche und einem Handgepäcksrucksack machten wir uns (Rebecca Kemper, Lena Ickler, Kathleen Knappe und Nadja Fricke) vom Flughafen Frankfurt über Lissabon auf den Weg nach Praia, Kap Verde.
In Praia angekommen, wurden wir direkt mit der anderen Kultur und Lebensweise der Kapverdier konfrontiert. „No stress!“ ist das Lebensmotto auf den Kapverden und dieses Motto zieht sich durch den kompletten Tag. Verspätungen zu Terminen und generell lange Wartezeiten waren dort an der Tagesordnung – im Gegenzug durften wir eine Offenheit und Freundlichkeit der Einheimischen erleben, die man aus dem eigenen Praxisalltag nicht immer gewohnt ist.
Am Tag nach der Anreise wurden wir von einem Mitarbeiter des Gesundheitsamtes abgeholt und zu unserem Einsatzort Ponta de Água gefahren. Dort angekommen zeigte uns eine Mitarbeiterin unsere Behandlungsräume und unsere Materialien. Ein alter, nicht funktionierender Behandlungsstuhl diente als Sitzfläche. Licht mussten wir mit Stirnlampen erzeugen und die Absaugung bestand aus einem nur halb funktionierendem Speichelsauger. Materialien und Instrumente sind gesammelte Werke von vorherigen Einsätzen und uns war an diesem Tag schon klar, dass viel Improvisation gefragt sein wird. Nach dem Wochenende begann unser erster Arbeitstag um 8:00. Voller Euphorie und Vorfreude starteten wir zu viert unsere Arbeit. Die Patienten, welche wir behandelten hatten meist sehr kariöse oder gar zerstörte Zähne.
Man merkte direkt, dass starker Konsum von Industriezucker und mangelnde Aufklärung über Mundhygiene der Grund für diese Zustände sind. Bei einigen Patienten wussten wir, dass mehrere Termine nötig sein werden um sie zu sanieren. Viele Kinder haben gerade erst ihre bleibenden Zähne bekommen und nun mussten sie schon entfernt werden, da wir vor Ort keine Möglichkeit auf adäquate Wurzelkanalbehandlungen oder gar Röntgenbilder hatten. Auch Zahnstein in solchen Mengen hat man in Deutschland nur selten gesehen.
Bei den Behandlungen war wie erwartet ganz oft Improvisationstalent gefragt. So wurden Backenzähne mit Zangen für Frontzähne entfernt. Füllungen wurden mit scharfen Löffeln modelliert und die Polymerisationslampe wäre in dem Zustand in Deutschland direkt aus dem Verkehr gezogen worden. Auch die Verständigung auf Englisch war meist mehr schlecht als recht möglich und somit waren Hände, Füße und eine Übersetzungsapp gefragt, wenn man denn Empfang hatte. Dennoch konnten wir als Team alle Herausforderungen meistern und bei Problemen stand uns das Team der DWLF von Deutschland aus jederzeit zur Verfügung.
An den Wochenenden haben wir uns einige Ecken der Stadt angeschaut, den Strand in Tarrafal besucht und die Kultur kennen gelernt.
Abschließend können wir gemeinsam als Gruppe sagen, dass dieser Hilfseinsatz unsere Erwartungen übertroffen hat, wir als Team über uns hinausgewachsen sind und uns vor Augen geführt wurde, was wir für ein privilegiertes Leben wir in Deutschland führen dürfen.
Für mich persönlich war es eine ganz besondere Erfahrung, da es meine erste Fernreise war und ich komplett aus meiner Komfortzone raus musste. Dennoch kann ich jedem empfehlen, so einen Einsatz mitzumachen. Man wächst an den Herausforderungen und lernt die Kultur auf eine ganz andere Art und Weise kennen als in einem Urlaub.
Zahnärzte ohne Grenzen bittet um Unterstützung:
Altgoldsammeln für ein neues Kinderlächeln
Eine Bitte an geneigte Zahnärztinnen und Zahnärzte: Möchten Sie mit Ihrer Praxis Zahnärzte ohne Grenzen unterstützen und für uns – mit Einverständnis Ihrer Patienten – Altgold sammeln? Sie und Ihre Patienten unterstützen damit vor allem unsere zahnärztlichen Assistenzen und Zahntechniker, welchen wir aus dem Erlös Zuschüsse zu den Einsatzkosten gewähren können.
Wenn Sie uns unterstützen möchten, wenden Sie sich bitte an unseren Beauftragten für das Altgoldsammeln.