von Annette Jugert (E-Mail: a.jugert [at] gmx.net)

Das Einsatz-Team:

V.l.n.r.: Denis Brüß (ADH), Gabriele Edwards (ADH), hinten: Ann-Kristin Heckrath (AD),
Annette Jugert (AD/GL), örtlicher Fahrer.

Am 11.03.2022 traf sich unsere Gruppe, bestehend aus Gabriele, Denise, Ann-Kristin und Annette, auf dem Flughafen in Amsterdam, um zum gemeinsamen Einsatz auf die kapverdische Insel Santiago, nach Praia, zu fliegen. Im Vorfeld war eine Menge Papierkram wegen der Corona-Pandemie zu erledigen, aber letztendlich hatten wir alle benötigten Dokumente in der Hand, sodass unsere Anreise reibungslos vonstatten ging. Bei unserer Ankunft in Praia am Flughafen wartete bereits unser Shuttle zum Quartier, nachdem wir uns noch mit kapverdischen Sim-Karten für unsere Handys versorgt und Geld getauscht hatten.

Unsere Unterkunft, das Mar House Apartment, lag in einem angenehmen Stadtteil Praias. Der Eigentümer war sehr freundlich und sprach fließend Englisch. Unserer Unterkunft war geräumig, klimatisiert und gut möbliert.  Zwischenzeitlich wurden die Räume von der Hausangestellten Anna-Patricia gereinigt, Handtücher und Bettwäsche gewechselt. Außerdem stand uns eine Waschmaschine zur Verfügung.

200 Meter vom Quartier entfernt befand sich ein kleiner Minimarkt, in dem wir eigentlich alles, was man brauchte, bekommen konnten. Auch die Entfernung zum Strand war zu Fuß möglich oder man nahm sich eines der pausenlos umherkurvenden Taxen für 1,50-2,00 Euro, um sich fortzubewegen. Nachdem wir am 12.03. ausgeschlafen, eingekauft und uns mit der Gegebenheiten vertraut gemacht hatten, trafen wir uns am 13.03. abends mit dem Ehepaar Dr. Ute Kehl und Dr. Wolfgang Kehl, PME für die Kapverden, zum Essen, wo wir noch einmal Einzelheiten zu dem am nächsten Tag beginnenden Einsatz besprechen konnten.

Am 14.03. um 08:00 Uhr fuhren wir dann zum Centro de Saúde de Tira Chapéu, eine Art Poliklinik, wo ein Raum für uns eingerichtet war. Da Dr. Kehl und seine Frau direkt vor uns ihren Einsatz vor Ort waren, mussten wir nichts mehr aufbauen oder vorbereiten und konnten direkt mit den Behandlungen beginnen. Unsere Betreuerin und Dolmetscherin vor Ort, Dr. Elisabeth Rodrigues, PMG für die Kapverden, stand uns während  des gesamten Einsatzes zur Seite. Sie spricht sehr gut Englisch, sodass die Verständigung kein Problem war.

Es empfiehlt sich jedoch, sich ein paar Brocken Portugiesisch auf eine Liste zum Einsatz mitzunehmen, z.B. „Bitte den Mund öffnen!” oder “Wo haben Sie Schmerzen?“ usw.

Unsere Patienten waren bereits nach sozialer Bedürftigkeit vorausgesucht und für uns einbestellt. Alle Patienten eines ganzen Tages erschienen in der Klinik morgens um 08:00 Uhr und warteten geduldig darauf, bis sie an der Reihe waren, weit bis in den Nachmittag hinein. Wir bemühten uns, die Zähne der Patienten komplett zu sanieren, was aber des Öfteren aufgrund des Behandlungsumfangs in allen vier Quadranten nicht immer möglich war. Es gelang uns aber, einige besonders umfangreich zu behandelnde Patienten noch ein zweites Mal einzubestellen, was wegen der bereits vorbestellten Patienten nicht selbstverständlich war.

Die lange Wartezeit für manche Patienten, die umfangreichen, langandauernden und manchmal sicher auch schmerzhaften Behandlungen und die Sprachbarriere gaben uns manchmal das Gefühl, dass die Patienten froh waren, wieder das “Weite suchen” zu können; und wir waren manchmal ein bisschen enttäuscht von den zurückhaltenden Reaktionen der Patienten auf unsere Arbeit. Aber es gab auch viele positive Reaktionen. Wir fanden es jeden Tag aufs Neue spannend, nicht zu wissen, was an Behandlungen auf uns zukommt, ganz anders als in unseren heimischen Bestellpraxen.

Für einen halben Tag, während unseres Einsatzes, fuhren wir mit Elisabeth und anderen Mitarbeitern der Klinik in eine Schule und erlebten, wie dort Prophylaxe und Aufklärung betrieben wird. Im Anschluss bat man uns unsere mitgebrachten Zahnbürsten und Zahnpasten an die Kinder zu verteilen. Mit welcher Aufmerksamkeit die Kinder uns folgten, war beeindruckend.

Die technische Ausstattung mit den chinesischen transportablen Behandlungseinheiten ist sicher etwas gewöhnungsbedürftig und sie sind reparaturanfällig.

Der Klinik stand jedoch ein Techniker jeder Zeit zur Verfügung, der bei Problemen sofort von Elisabeth verständigt wurde und auch alles reparieren konnte. Materialien und Instrumente – zum Teil etwas in die Jahre gekommen – waren in ausreichender Menge vorhanden, wir würden jedoch einige Dinge zur Mitnahme empfehlen, die man im Anhang, am Ende des Berichts, in einer kleinen Auflistung finden kann.

Zusammenfassend kann man sagen, dass alles sehr gut vorbereitet und organisiert war. Jeden Tag wurde uns ein warmes, kostenloses Mittagsessen angeboten, wobei wir Wünsche äußern durften (vegetarisch, Fisch oder Fleisch). Die kapverdische Küche ist etwas für Reis- und Kichererbsen-Liebhaber!

Außerdem wurden wir jeden Morgen vom Quartier abgeholt und zur Klinik gefahren. Nach Feierabend haben wir uns an einen der Strände am Meer absetzen lassen und noch für ein Stündchen Sonne, Wind und Meer genießen können.

Der Hol- und Bringdienst stand ganz im Motto der Kapverden „no Stress!“, sodass es schon mal vorkommen konnte, dass wir 45 Minuten auf den Fahrer warten mussten. Dieser war jedoch äußerst freundlich, wie auch alle vom Personal und alle anderen Menschen, mit denen wir zu tun hatten, alle sehr herzlich, offen, aber nicht aufdringlich waren. Der Fahrer fuhr uns überall hin, auch einmal ins Zentrum, um am Straßenrand Geld zu wechseln, es war gut, dass er dabei war …

Unser freies Wochenende nutzten wir für einen Ausflug mit einem Mietwagen an das andere Ende der Insel Santiago. Wir hatten dort zwei schöne Tage in der King-Fisher-Village-Lodge in Tarrafal. Tarrafal hat einen schönen Sandstrand – in einer Bucht, in welcher man sehr gut baden kann.

Der Strand von Tarrafal

Somit konnten wir während unseres Einsatzes Land, Kultur und Menschen auf eine Art kennenlernen, was sich uns als Touristen so nicht geboten hätte. Man sieht dadurch vieles wieder mit anderen Augen und weiß mehr den eigenen Lebensstandard zu schätzen oder schon einfach die Tatsache, dass man zu Hause den Behandlungsstuhl hoch- und runterfahren kann.

Wir wünschen allen nachfolgenden Teams ebenso viel Freude wie wir sie hatten und einen erfolgreichen Einsatz. Zur Erleichterung der Arbeit eventuell mitnehmen:

  1. Stirnlampe oder Lupenbrille mit Licht,
  2. Lieblingshebel und Zange,
  3. Blutstiller / Retraktionspaste für Füllungen,
  4. Endo Spülflüssigkeiten für Frontzähne.
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