von Barbara Hösel

Die Team-Mitglieder dieses Hilfseinsatzes waren einander nicht nur unbekannt, auch waren wir kunterbunt aus ganz Deutschland zusammengewürfelt. Unser Gruppenleiter war Herr Dr. Eckart Wiedemann, ein sehr erfahrener Zahnarzt aus Berlin. Frau Negin Nazar war als Zahnärztin aus Düsseldorf dabei und als ADHs waren Assistenzzahnärztin Carolin Putschli aus Leipzig und ich, gerade frisch approbiert nach dem Studium, Barbara Hösel aus München dabei.

Wir kommunizierten die Anreise vorab über eine WhatsApp-Gruppe, um sicher zu stellen gemeinsam im Flieger von Lissabon nach Praia zu sitzen. So trafen wir uns also am Flughafen von Lissabon und lernten uns kennen, bei einem Kaffee zwischen den Terminals. Angekommen in Praia wurden wir von unserem Fahrer abgeholt und in die vom Projektleiter Dr. Kehl empfohlene Unterkunft von Jean Charles „Casa JC“ gebracht. Wir wurden herzlich empfangen, nicht nur von Jean Charles Angestellten Aldmilla, auch von den freundlichen Hotelhunden Nala, Viktoria und Mama. Dann fielen wir alle erschöpft ins Bett, nach einem langen Anreisetag.

Das Frühstück am darauffolgenden Tag war sehr lecker, es gab Semmeln, Schinken, Käse, frische Früchte und hausgemachte Marmeladen. Im Anschluss daran wurden wir abgeholt und an unseren Einsatzort, das Gesundheitszentrum „Centro de Saúde Achada Grande Trás“ gebracht. Hier lernten wir auch die Zahnärztin Elisabeth Rodriguez kennen, die Organisatorin unserer Einsätze vor Ort. Da kein Team von „Zahnärzte ohne Grenzen“ in den Wochen vorher im Gesundheitszentrum war, mussten wir am Samstag erstmal das Behandlungszimmer aufbauen, die mobilen Einheiten anschließen und in Betrieb nehmen sowie alle Instrumente und Materialien sortieren.

Den Sonntag nutzen wir um uns besser kennen zu lernen, und um eine abenteuerliche Reise in einem wilden Kleinbus zur Festung Forte Real de São Filipe in Cidade Velha zu unternehmen.

Archivfoto: Forte Real de São Filipe

Montag begann der Behandlungsalltag in der Klinik. Täglich starteten wir gegen neun, halb zehn Uhr. Elisabeth organisierte die Patiententerminierung und war auch immer mit anwesend während der Zeit, in der wir behandelten. Sie half bei Verständigungsproblemen und sprang ein, wenn eine helfende Hand benötigt wurde. Auch beim täglichen Mittagessen, welches extra für uns in der Klinik serviert wurde, leistete sie uns Gesellschaft und beantwortete all unsere Fragen.

Vorwiegend bestand unsere Arbeit am Patienten in der akuten Schmerzbehandlung von Kindern sowie Erwachsenen. So zogen wir in einer Woche über 100 Zähne und legten Füllungen wie die Weltmeister. Wir entfernten Zahnstein und verteilten Zahnbürsten. Es war erschreckend zu sehen wie wenig Mundpflege dort betrieben wird und es blutete uns jedes Mal das Herz, wenn wieder ein Sechsjahresmolar ad Ex ging.

Umso wichtiger empfanden wir unseren Besuch in der Schule, zur Sensibilisierung der Kleinen, wie wichtig das Zähneputzen doch ist. Die Kinder freuten sich sehr über unser Kommen, ließen sich von unserem Gruppenleiter Ecki auf Portugiesisch begeistern und Elisabeth klärte sie in ihrer Muttersprache Kreol auf.

Zusammenfassend möchte ich noch die größten Herausforderungen aufzeigen, die sich für uns boten. Bei den Patienten eine Schmerzfreiheit zu erreichen war aufgrund des Entzündungszustand der Zähne und der Gingiva oft nicht möglich. Was die Patientenführung insbesondere bei den Kindern umso wichtiger machte. Die Einheiten funktionierten nicht immer einwandfrei. Wir mussten sehr viel improvisieren, timen und uns gezielt zuarbeiten. Auch gibt es in der Klinik nicht immer fließend Wasser. Für uns in Deutschland unvorstellbar, aber hier Alltag.

Alles in allem kann man sagen es war ein anspruchsvoller, lehrreicher aber auch wirklich sehr erfüllender Einsatz. Wir konnten Menschen helfen, ihre Mundgesundheit zu verbessern und hatten dennoch Zeit Freundschaften zu knüpfen, uns die Insel anzusehen und uns zusätzlich noch um die Straßentiere vor Ort ein wenig zu kümmern.

Meine tiefgreifendste Erfahrung war jedoch, wie das gemeinsame Ziel Menschen zu helfen, eine fremde Truppe in kürzester Zeit zu Freunden machen kann. Wir unterstützen uns, wo wir konnten und profitierten im Team von den unterschiedlichen Erfahrungen und Stärken jedes Einzelnen. Wir pflegten uns als einer nach dem anderen ein Magen-Darm-Virus bekam und lachten abends bei leckerem Fisch und einem guten Glas Borba. Zu sehen wie unsere Arbeit etwas bewirkte, sowohl bei den Patienten als auch in uns, war das Schönste an diesem Einsatz.

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