von Mirjana Mathia (E-Mail mirjana [at] mathia.nrw)

Wir kamen in der Nacht auf Samstag in Praia an. Leider nur zu dritt, da unser Zahnarzt, Julian Lurz, vom Streik des Flugpersonals betroffen war und es nicht rechtzeitig zu unserem Treffpunkt in Lissabon geschafft hat.

Dann gab es noch ein kleines Kommunikationsproblem bezüglich des Aufbaus unserer Behandlungseinheiten, was dazu führte, dass wir dies am Montag in der Früh statt am Samstag in Angriff nahmen.

Dadurch hatten wir allerdings das Wochenende zu unserer freien Verfügung und konnten Praia und die nähere Umgebung erkunden und eine Bananenplantagen-Tour machen, welche mit einem vorherigen Frühstück bei „Mama Lisa“ verbunden war.

Unser recht junges Team bestand aus den beiden Zahnärzten

  • Julian Lurz sowie
  • Viola Hübenthal.

Als ADHs waren dabei die ZFAs

  • Mirjana Mathia sowie
  • Natascha Nagel,

welche nach Ihrer ZFA-Ausbildung noch das Studium der Zahnmedizin drangehangen hat und gerade frisch approbiert war.

Montagmorgen holte uns der Fahrer ab und brachte uns zum Centro de Saúde Ponta D’Água. Dort wir bauten wir unsere Arbeitsplätze auf, während die ersten Patienten schon erwartungsvoll vor der Tür standen.

Wir hatten einen festen Zahnarztstuhl im Raum, welcher hoch- und runter- sowie vor- und zurückfahren konnte, eine Liege, zwei mobile Einheiten sowie Absauganlagen. Mülleimer wurden zu Speibecken umfunktioniert. Aus Kartons wurden Ablagen geschaffen. Trays haben wir uns „gebastelt“ in welchen alles für Füllungen griffbereit lag, damit wir nicht zu oft aufstehen mussten, denn die Platzverhältnisse waren beengt.

Tageweise wurde gewechselt, damit jedes Team ein wenig Luxus mit dem verstellbaren Stuhl hatte.

Wir waren schon sehr aufgeregt, als der erste Patient auf dem Behandlungsstuhl Platz nahm. Nach der Anamnese und Befundaufnahme starteten wir direkt mit diversen Füllungen und Extraktionen.

Dr. Ozias Fernández, der Zahnarzt des Zentrums, war stets als Übersetzer und Unterstützung an unserer Seite. Da es nur den „nackten“ Behandlungsstuhl gibt, kann er vor Ort nur Schmerzbehandlungen im Sinne von Extraktionen anbieten. Er hat uns ein paar Tricks und Kniffe zeigen können, da wir feststellen mussten, dass die afrikanischen Zähne wesentlich fester im Kiefer stecken, als wir es kennen.

Man wusste natürlich, dass nicht alles so funktioniert, wie wir es gewohnt sind, dass nicht alle Instrumente parat sind und wir mit dem auskommen mussten, was da ist. Auch haben wir gelernt hauszuhalten, da nicht „mal eben“ nachbestellt werden kann, ein vielleicht für andere Zwecke gedachtes Instrument zu nutzen, um ans Ziel zu kommen. Als ein Gerät defekt war, erfuhren wir, dass es auf den Kapverden nur einen Techniker gibt – und der war gerade auf einer anderen Insel – auch hier mussten wir umdisponieren. Um den Patienten eine möglichst gute Behandlung zukommen zu lassen, wurden wir wahre Improvisationstalente.

Wenn mal etwas nicht so gut funktioniert hat, haben wir uns einfach an das kapverdische Motto „No Stress“ gehalten; – mal mit mehr, mal mit weniger Erfolg.

Beim Großteil unserer Patienten waren es die ersten Füllungen, bisher kannten sie nur Extraktionen, welche für die vorherrschenden Verhältnisse mit ca. 10 EUR recht teuer waren. Egal welche Behandlungen anstanden, wie viele Füllungen oder Extraktionen wir machen mussten, sie haben alles geduldig mitgemacht, da das Ziel war, sie an einem Termin komplett durchzusanieren. – Die Menschen waren sehr dankbar, auch wenn sie einiges aushalten mussten. Es gab aber auch den einen oder anderen Patienten, bei dem wir einfach nur Reinigen mussten. Es war zwischendurch wirklich schön zu sehen, dass es auch anders geht.

Bei den Kindern war es zumeist der erste Zahnarztbesuch. Für uns war es etwas erschreckend in welchem Zustand sich die Zähne befanden. Schon die kleinsten hatten leider diverse Löcher, sowohl in den Milch-, als auch in den gerade durchgebrochenen, bleibenden Zähnen. Auch hier war die Extraktion leider viel zu häufig die einzig sinnvolle Behandlung. In einem Land, in welchem an jeder Ecke die Süßigkeiten für wenige Cent zu haben sind, bleibt dies wohl nicht aus.

Jedes Kind bekam noch eine Zahnbürste mit und wir versuchten die Eltern zu motivieren mehr auf die Zahnpflege der Kinder zu achten Umso wichtiger war der letzte Einsatztag an einer Grundschule.

Ozias erklärte den Kindern wie man richtig Zähne putzt, welches gute und welches nicht so gute Lebensmittel für die Zähne sind. Die Kinder waren sichtlich interessiert und freuten sich am Ende über die Zahnbürsten, die wir verteilten.

Die Klinik ist von 8-15 Uhr geöffnet. Wir haben meist bis 14 Uhr gearbeitet, die Instrumente aufbereitet und für die Sterilisation verpackt. Danach gab es noch im Zentrum Mittagessen für uns, welches Manuela täglich frisch für uns gekocht hat.

Um 15 Uhr kam unser Fahrer, der uns zurück zur Unterkunft brachte, was aber oft nicht der Fall war, da wir unsere Strandsachen bereits unter der Arbeitskleidung trugen und dann direkt am Strand ausgestiegen sind. Es war also immer genügend Zeit, um sich zu entspannen und auch das Land zu genießen.

Auch das zweite Wochenende haben wir genutzt, um die Insel Santiago zu erkunden, uns Roller und einen Mietwagen gemietet und haben auf unserem Weg nach Tarrafal Zwischenstopps gemacht, um Land und Leute kennenzulernen.

Alles in allem war es eine bereichernde Erfahrung. Die stets fröhlichen und freundlichen Menschen, die Sonne und das Land haben uns zu einem unvergesslichen Erlebnis verholfen.

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