Bericht von Lisa Raab
Im Oktober 2024 durfte ich mit einem fünfköpfigen Team unserer Zahnarztpraxis die Reise nach Sambia antreten. Nach der Flugreise kamen wir nach einer fast vierstündigen Fahrt übers Land endlich in der „Sandy Beach Lodge“ an. Die Fahrt war schon aufregend, denn die Straßenverhältnisse, die Dunkelheit, die ohne Strom auf dem Land herrscht und die vielen Menschen auf den Straßen, sind für uns sehr ungewohnt. PMG Herman Striedl und seine Mitarbeiter begrüßten uns sehr freundlich. Die Lodge ist einfach gehalten, erfüllt aber ihren Zweck und die lieben Menschen und vielen Tiere, die dort leben (Ziegen, Hasen, Hühner, Enten, Hunde und Rinder) machten unsere Unterkunft doch sehr familiär und lebendig.
Unser Team:
- Dr. Stefan Eckardt (GL/AD)
- Dr. Katharina Hofmann (AD)
- Lisa Raab (ADH)
- Janine Herderich (ADH)
- Alisa Paul (ADH)
Nachdem wir am Sonntag den schönen Gottesdienst der benachbarten Mädchenschule besuchen und die afrikanischen Gesänge genießen durften, machten wir uns am Nachmittag mit unserem Lager, dem vorhandenen Material und unserer Umgebung etwas vertraut. Jeden Abend wurden wir in der Unterkunft mit einem Drei-Gänge-Menü versorgt und erzählten uns unter freiem Himmel und bei einem Mosi-Bier die Erlebnisse und Eindrücke des vergangenen Tages. Die Lodge liegt direkt am Kariba-See, der mit seinem Strand und seiner Größe an ein Meer erinnert.
Am Montag sollte unsere Arbeit im Hospital von Siavonga starten. Dort warteten schon Patienten auf dem Flur, die Extraktionen oder auch Füllungen benötigten. Im Gegensatz zum Extrahieren gestaltete sich das Legen einer Füllung eher schwierig. Ohne gut rotierende Instrumente und Luftpuster zur vernünftigen Trockenlegung war es sehr unbefriedigend Füllungen zu legen. Man wird erfinderisch, aber im Großen und Ganzen befanden wir alle das Entfernen von Karies befallenen Zähnen als nachhaltigste Lösung.
Nach unserem täglichen englischen Frühstück wurden wir von unserem zuverlässigen und hilfsbereiten Fahrer Piri zu unseren Einsatzorten gefahren. Es war jeden Morgen eine kleine (oder große) Überraschung. Manchmal warteten 20 Patienten auf uns, ein anderes Mal waren es über 60 Menschen, die vor unserer sogenannten „Clinic“ warteten. Die einfachen Umstände, die Hitze und die schwierigen Extraktionen von unzähligen sehr großen Seitenzähnen machten es nicht leicht, dennoch hat es erstaunlich gut geklappt.
Es hat riesigen Spaß gemacht dort die Menschen von ihren Zahnschmerzen zu befreien und als Team so gut zu harmonieren. Das war der Sinn unserer Reise und so hat es sich auch richtig angefühlt. Die Menschen waren nett, die Patienten eher zurückhaltend, aber schließlich hatten sie meistens einen langen Weg zu Fuß zurückgelegt, und das auch noch mit dem Wissen, sich Zähne ziehen zu lassen.
Die zwei Wochen verbrachten wir durch die sich täglich wechselnden Einsatzorten natürlich viel im Bus. Auf den Fahrten sahen wir sehr viel von diesem sehr ursprünglichen Afrika. Unzählige Dörfer mit ihren primitiven Hütten, Mütter mit ihren Kindern am Wasserbrunnen, Kinder jeden Alters auf dem Fußballplatz oder eben gemeinsam spielend mit Stöcken oder aus Müll gebasteltem Spielzeug. Wir sahen durch die herrschende Dürre viele leere Flussbetten, unglaublich viele freilaufende Ziegen, die im ganzen Land nach Fressen suchten und leider auch sehr viel Plastikmüll. Der Geruch von verbrannten Plastikbergen begleitete uns die ganze Reise über.
Nach der ersten Arbeitswoche, die wie im Flug verging, machten wir am Wochenende eine Safari im benachbarten Simbabwe und eine Flusssafari auf dem Sambesi. Die Flusstour war besonders schön, da wir viele wilde Tiere auf der Seite von Simbabwe bestaunen durften und uns doch der Unterschied sehr erstaunte: Auf der sambischen Seite waren hauptsächlich Menschen und Ziegen zu beobachten. Die Sambier wuschen ihre Kleidung und sich selbst im Fluss, die Kinder tanzten und winkten uns glücklich zu. Auf der Simbabwe-Seite gab es Gazellen, Affen, Krokodile, Zebras, Elefanten und Nilpferde zu bestaunen.
Mich haben am meisten die Erlebnisse und Zustände in den Schulen oder in den Hinterhöfen, Märkten oder der Vorstadt von Lusaka beschäftigt. Die Kinder der Schulen, die wir besuchen durften, waren so voller kindlicher großer Freude, die sie auch sehr offenherzig zeigten. Das kennen wir in dieser Art in unserer westlichen Welt so nicht mehr. In einer Schule machten wir einen Besuch mit Mundhygieneaufklärung und Geschenken, in einer anderen 150 Check Up‘s, vor allem auch, um den Kindern die Angst vor Zahnärzten zu nehmen. Allgemein kann man überall auf dem Land viel Zusammenhalt erkennen, denn dort spielt es noch eine größere Rolle ob das Feuer für das Frühstück rechtzeitig geschürt wurde oder ob die älteren Kinder die kleinen Geschwister auf dem Rücken gebunden tragen, damit die Mutter noch mehr Wasser und Lebensmittel tragen kann.
Im Allgemeinen haben wir sicher dem einzelnen Menschen mit Zahnschmerzen helfen können. Den Kindern konnten wir auch oft Zahnschmerzen nehmen und eine kleine oder große Freude mit einem Geschenk machen. Warum aber in Sambia wie auch in anderen afrikanischen Ländern solche Einsätze leider nötig sind, ist ein schwierigeres Thema. Alleine schon die Dürre und die damit zusammenhängenden stundenlangen Stromausfälle (täglich nur vier Stunden Strom und damit auch wenig fließendes Wasser) machen das Leben dort einfach anders, bzw. das Behandeln für das dort einheimische Fachpersonal herausfordernder und oft – einfach gesagt – nicht möglich.
Wir haben in den zwei Wochen ca. 500 Patienten behandelt, etwa 300 Vorsorgeuntersuchungen vorgenommen. 200 weitere Patienten behandelten wir mit Zahnextraktionen, mit Entfernen von Zahnstein und einer Reihe von Füllungen.
Ich kann einen Einsatz mit der DWLF wirklich empfehlen. Man lernt das Land, abseits vom Tourismus, kennen und schätzt die Annehmlichkeiten der deutschen Praxen und des Gesundheitssystems wieder mehr. Ich bin als Zahnarzthelferin sehr dankbar für dieses Abenteuer, vor allem, dass ich dieses gemeinsam mit meinen Kollegen erleben durfte. Dadurch wurde diese Reise unvergesslich und mir wurden wunderschöne Erinnerungen geschenkt.