von Dr. Erwin Fessler (E-Mail: erwin.fessler (at) gmail.com) 

Am Freitag gegen Mitternacht landet mein Flug von Lissabon kommend in Praia. Ich werde abgeholt und in meine erste Bleibe, das “Kelly Guesthouse”, gebracht. Am Samstag erkunde ich die Stadt und vergnüge mich am Praia Kebra Kanela, einem kleinen Strand. Dort lerne ich auch das süffige Strela Kriola Bier kennen und schätzen. Sonntag, zur Mittagszeit, holt mich der Fahrer ab und wir empfangen meinen Kollegen Shahab Rahmanian am Flughafen.

Danach geht es zu unserem Einsatzort São Domingos. Anschließend klettert der Bus die steile Pflasterstraße zu unserer Bleibe hoch nach Rui Vaz. Dort, in dem kleinen Dorf auf 800 Metern Höhe, in der Quinta da Montanha, werden wir mit einem Mittagsbuffet und Lifemusik empfangen. Abends sind die Wochenend-Ausflügler jedoch alle verschwunden und nur wir beide die einzigen Gäste. Ferner wird es bewölkt und kalt. Am Montag nehmen wir unsere Arbeit im “Centro de Saude”, dem Gesundheitszentrum von São Domingos auf. Elisabeth Rodrigues, eine englischsprechende, heimische Zahnärztin, unterstützt uns beim Aufbau und bestellt täglich 15-20 Patienten ein. Da wir keine Assistenz haben, arbeiten wir abwechselnd, was gut klappt.

Nach zwei Tagen bitten wir unseren Wirt Lindorfo, unsere 14 Tage- Buchung, wegen der Einsamkeit und Kälte im Bergdorf, zu stornieren. Das macht er ohne Probleme und lädt uns noch an seine Bar ein. Grogue, der traditionelle Zuckerrohrschnaps, vermischt mit Ponche, einem Zuckerrohr-Melasse-Likör – zu gleichen Teilen – ergibt Cortado, welcher uns die nötige Bettschwere für die letzte Nacht zuteilwerden lässt.

Am Mittwoch haben wir dann den obligatorischen Empfang beim Bürgermeister in São Domingos, der uns für unser Engagement dankt und uns höchstpersönlich nach Praia, zu einem leerstehenden Appartement eines Freundes, fährt. Hier dürfen wir dann umsonst wohnen. Jeden Morgen um 8 Uhr werden wir von unserem Fahrer Daniel dort abgeholt. Da Elisabeth auch in Praia wohnt, haben wir denselben Weg zur und von der Arbeit.

Diese gestaltet sich harmonisch. Die Patienten warten geduldig und wir werden von den Mitarbeitern dort freundlich und höflich empfangen. Die Mittagspause arbeiten wir durch, wodurch wir früher Feierabend haben. Nach einem verspäteten Mittagessen auf Kosten der Gemeinde bringt uns Fahrer Daniel nach Praia, direkt an unseren Lieblingsstrand Praia Kebra Kanela, wo wir schnell Stammgäste werden. Die Abende verbringen wir meistens im Stadtteil Plateau, wo es nette kleine Lokale in einer Fußgängerzone gibt. Das legendäre “Quintal da Musica”, mit seinem Restaurant und Lifebands ab 21 Uhr, wird unser Favorit.

Die Zahngesundheit unserer Patienten ist unerwartet gut, verglichen mit Patienten in Bolivien, wo ich letztes Jahr fünf Wochen gearbeitet habe. Dennoch sind wir reichlich mit Füllungen, Extraktionen und kleinen Osteotomien beschäftigt. Unglaublich, wieviel ein Mensch Zahnstein und Konkremente haben kann und dennoch sehen wir kein einziges parodontal geschädigtes Gebiss. Wir können mit den transportablen Units gut arbeiten und auch Materialien sind ausreichend vorhanden.

Das Wochenende verbringen wir an der Nordspitze der Insel, in Tarrafal. Fahrer Daniel bringt uns Freitagnachmittag dorthin. Auf der kurvigen Fahrt sieht man die landschaftliche Schönheit dieser Insel. Bizarre Berge, rotblühende Flammen- und blaublühende Jacaranda-Bäume kontrastieren mit dem Grün der Landschaft. In Tarrafal landen die Fischer große Gelbflossen-Thunfische an, die man im kleinen Restaurant am Fischmarkt gleich günstig verzehren kann. Abends Lifemusik in den Restaurants. Auf Cabo Verde scheint fast jede Frau eine geborene Sängerin zu sein. Pünktlich am Sonntagnachmittag holt und Daniel wieder ab.

Die zweite Woche hört mittwochnachmittags schon auf, denn am Donnerstag ist Feiertag auf Cabo Verde. Da laden wir zum Abschluss Elisabeth ins “Quintal da Musica” ein. Am Freitag besuchen wir noch eine Schule, verteilen die mitgebrachten Zahnbürsten und Elisabeth macht Mundhygieneaufklärung.

Anschließend verbringe ich noch zwei Wochen auf weiteren Inseln und fünf Tage in Lissabon.

Der Einsatz hat Spaß gemacht, die Freundlichkeit und das Motto der Kapverdier – „No Stress“ – hat auf uns abgefärbt und hält hoffentlich noch eine Weile an.

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