von Dr. Frank Hartmann

Was Neues probieren, seine Grenzen ausloten, ausbrechen aus der Lethargie …

Warum nicht? Sechs Jahre ist unser letzter Hilfseinsatz her. Indien, Afrika, Lateinamerika. Für verschiedene Hilfsorganisationen haben wir schon gearbeitet. Aber noch nie für DWLF.

Der Entschluss war schnell gefasst und Sambia sollte es sein. Ein Land, das beim Welthunger-Index den Rang 102 von 121 belegt. Ein Land in dem 60% unterhalb der Armutsgrenze leben und 42% der Bevölkerung als sehr arm eingestuft wird.

Nach einen halben Jahr Vorbereitungszeit ging es am 02. 06. 2023 ab Frankfurt, via Dubai, los. Herman Striedl, unser Projektmanager, Organisator, Ansprechpartner und Begleiter vor Ort, holte uns von Lusaka ab. „Uns“, das waren:

  • Dr. Frank Hartmann (AD, GL)
  • Dr. Noémi Outeiro (AD)
  • Eva Kreil, (ADT),
  • Arzu Sahin Uygun (ADH)
  • Katarina Anastasiou (ADH)

alle ein Teil des “Zahnzentrums Limburgerhof”.

Die Fahrt war abenteuerlich in die dunkle Nacht hinein über holprige teils staubige Sandstraßen zur “Sandy Beach Lodge”. Nach einem köstlichen Abendessen fielen wir müde ins Bett.

Den folgenden Sonntag nutzten wir zum Material- und Gerätecheck, zur Besprechung des Behandlungsablaufs der folgenden zwei Wochen, einer kleinen Bootsfahrt auf dem Karibasee und zum „Ankommen“.

Den ersten Einsatztag verbrachten wir in der Klinik in Siavonga. Eva kümmerte sich um die Anfertigung einfacher Kunststoffprothesen und das zahnärztliche Team legte Füllungen und entfernte zerstörte Zähne.

Die restlichen Tage blieb Eva im zahntechnischen Labor in Siavonga und kümmerte sich mit Michelle, einer einheimischen zahntechnischen Mitarbeiterin, um Abformungen und das Anfertigen und Eingliedern von einfachen Zahnprothesen. Da Eva teilweise auf ihre vertrauten Materialien und Gerätschaften verzichten musste, gestaltete sich dies doch etwas zeitaufwändiger als in unserer Praxis in Limburgerhof.

Das zahnärztliche Team wurde von Phiri, dem Fahrer von Herman, jeden Morgen zu einer anderen Gesundheitsstation im Umland gefahren. Meistens wurden wir bei unserer Ankunft schon von Patienten erwartet. Behandlungsstuhl aufbauen, Instrumente richten, Absauganlage anschließen, Stirnlampe aufsetzen und schon ging’s los. War kein Strom vorhanden, versorgte uns Phiris Autobatterie über einen Konverter mit Strom.

Improvisation begleitete uns während der Arbeitstage. Hatten wir keine Absaugung, wurde mit Wattepellets getupft. Das Trocknen eines Zahnes vor seiner Füllung wurde dann auch mal mit einer Luftpumpe erledigt – Druckluft gab es nicht. Es klappte erstaunlich gut. Von Tag zu Tag spielten sich die Abläufe in unserem Team immer besser ein.

Die erste Woche begleitet uns Maxwell, ein dental therapist, der sich um die zahnmedizinische Versorgung der Bevölkerung kümmert, wenn kein zahnärztliches Team vor Ort war. Maxwell ist sehr engagiert und tut das, was er machen kann, mit großem Elan, Leidenschaft und Akribie. Ein toller Typ.

Abends kamen wir meistens müde, erschöpft, aber glücklich wieder in unserer “Sandy Beach Lodge” an. Auch die Anfahrten über holprige Sandpisten bis zu eineinhalb Stunden trugen ihr Übriges dazu bei. Ausräumen, Akkus laden, Materialien auffüllen und dann gab’s das verdiente Feierabendbier. Und das schmeckte uns verdammt lecker! Das Sterilisieren übernahm Phiri, der uns auch tagsüber immer mit Rat und Tat unterstützte.

Abendessen gab’s an unserem Stammtisch. Hermans Koch tischte uns jeden Abend wahrlich Leckeres auf. Von Leberkäse, über Fisch aus dem Karibasee bis hin zu Hermans legendärem Krokodilschnitzel. Unterhalten wurden wir von Herman, der uns Geschichten aus seiner 50jährigen Zeit erzählte. Herman Striedl, 77 Jahre alt, ursprünglich Musiker, ein Lebenskünstler, ein Mann voller Tatendrang, Energie und sozialem Engagement für sein sambisches Umfeld. Er organisierte an unserem freien Wochenende eine Bootstour zu den Hippos auf dem Sambesi und eine Safari im Nationalpark in Simbabwe.

Die zweite Woche ging noch schneller vorüber als die erste. Wir hatten neben viel Arbeit auch viel Spaß. Außer dem Entfernen von zerstörten Zähnen, einigen Zahnfüllungen, besuchten wir die letzten zwei Tage zwei Schulen. Dort untersuchten und unterrichteten wir an einem Tag 620 Schüler und Schülerinnen.

Als Belohnung für die Geduld der Schüler gab’s Zahnbürsten, Schreibutensilien und andere Präsente aus Spenden, die wir zuvor in Deutschland organisiert hatten. Am letzten Tag wurde in einer anderen Schule untersucht, über Zahnprophylaxe unterrichtet und behandelt.

Zwei Wochen intensiver Arbeit und Eindrücke waren vorüber.

Zum Abschluss organisierte Herman für uns einen Kurztrip an die Viktoriafälle nach Livingston. Eine Sundowner-Tour auf dem Sambesi und eine halbtägige Safari rundeten unseren Einsatz in Sambia ab.

Was Neues probieren, seine Grenzen ausloten, die Lethargie durchbrechen … ja das haben wir geschafft. Dabei konnten wir den einen oder anderen Patienten von Schmerzen befreien und ein wenig dazu beitragen das Bewusstsein für gesunde Zähne zu schaffen.

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