von Dr. Rüdiger Zier (E-Mail: ruediger-zier [at] t-online.de)

Bericht über den Einsatz in Namibia Nord vom 16.bis 27. Oktober 2017

Ein Buch könnte man schreiben…

Die Sonne geht im Westen wie ein glühender Feuerball unter. Aus dem Busch taucht eine Herde von Elefanten auf und steuert zielstrebig das Wasserloch von Halali an. Sie saufen, schütten sich das Wasser über den massigen Körper und fühlen sich pudelwohl dabei.

Wir, das sind die zahnärztlichen Assistenzen

  • Regina Silberhorn
  • Kristina Stolz

und die Zahnärzte

  • Erik Kirchner
  • Dr. Rüdiger Zier.

Wir verbringen das erste freie Wochenende im Etosha Nationalpark im Norden Namibias und werden Zeuge dieses großartigen Erlebnisses. Später sehen wir noch Nashörner, Giraffen, Zebras, Gnus, verschiedene Antilopenarten, Löwen lassen sich an diesen Tagen leider nicht blicken.

Am Freitag, den 13.Oktober 2017 sind wir früh in Windhoek gelandet. Nach den üblichen Formalitäten und einer etwas komplizierten Zollabfertigung, machten wir uns mit dem Leihwagen, einem Ford Ranger 4×4, bei Linksverkehr auf den Weg nach Norden.

Zwischenstation machten wir für eine Nacht in Waterberg, wo im Jahre 1904 die Schlacht der Hereros gegen die Soldaten der deutschen Kolonialmacht stattfand.

Am nächsten Tag, ausgeruht von den Strapazen des Fluges und der Klimaumstellung, fuhren wir weiter nach Grootfontein, wo wir von Irmgard und Max Beyer sehr herzlich empfangen wurden. Am Abend waren wir zum Grillen eingeladen.

Der Sonntag war ausgefüllt mit den Vorbereitungen für die Behandlung am nächsten Tag und einer sehr interessanten Rundfahrt über Dornhügel, der Farm der Familie Beyer.

Am Montag, den 16. Oktober begannen wir mit der Behandlung in der Klinik in Grootfontein. Drei Tage waren dafür vorgesehen. Laut Auskunft des Klinikleiters Dr. Manatsa hat sich der dort tätige Zahnarzt in den Ruhestand verabschiedet und somit war seit ca. einem halben Jahr keine zahnärztliche Behandlung mehr möglich. Entsprechend groß war der Andrang. Trotz anfänglicher Schwierigkeiten mit den Behandlungseinheiten konnten wir in diesen Tagen eine große Anzahl von Patienten behandeln.

Dabei wurden wir tatkräftig von den Mitarbeiterinnen der Hygieneabteilung unterstützt, welche die Sterilisation der Instrumente für uns übernahmen. Dafür sagen wir nochmals herzlichen Dank.

Am Mittwochabend bauten wir alle Einheiten und Behandlungsstühle ab und bereiteten uns für die kommenden zwei Tage vor.

Der nächste Einsatzort war Otavi, eine Kleinstadt, ungefähr hundert Kilometer von Grootfontein entfernt. Dort wurden wir bereits, obwohl schon um acht Uhr angekommen, vom Klinikpersonal und einer Vielzahl von Patienten erwartet.

Der Tag war sehr interessant mit vielseitigen Eindrücken von den Patienten und unterschiedlichen Behandlungen. Erstmals übernahmen wir die Sterilisation der Instrumente selbst und alle Mitglieder des Teams fügten sich sehr gut ein.

An diesen beiden Tagen haben wir überdurchschnittlich viele Zähne extrahiert, auch bei Kindern, die bereits im Alter von zwei Jahren stark zerstörte Milchzähne hatten. Der Konsum von Zucker ist auch in diesen vermeintlich weniger zivilisierten Landstrichen Namibias laut Auskunft der Mitarbeiter der Klinik in den letzten Jahren stark angestiegen.

Behandlungsraum in Otavi

Besonders der Freitag hatte es in sich. Die Patienten wollten kein Ende nehmen. Wir konnten alle zu ihrer Zufriedenheit behandeln und nach dem Einpacken und Abbau der Einheiten starteten wir verspätet aber freudig und erleichtert ins Wochenende.

Dieses verbrachten wir, wie zu Anfang beschrieben im Etosha Nationalpark mit vielen

unvergesslichen Eindrücken

Am späten Sonntagnachmittag waren wir wieder in Grootfontein. Wir trafen die Vorbereitungen für die zweite Woche des Einsatzes.

Am Montag, den 23. Oktober, starteten wir früh um 6.00 Uhr Richtung Buschmannland. Eine lange Fahrt stand uns bevor, ungefähr 250 Kilometer, davon 180 auf Schotterstraßen. Kurz vor 9.00 Uhr erreichten wir Mangetti Dune, ein typisch afrikanisches Dorf mitten im Busch. Wir trafen dort Frau Dr. Bosshard, eine Schweizer Ärztin, die seit Jahren Patienten bis in den entferntesten Osten des Landes, in Gam betreut. Meine volle Hochachtung gilt dieser Frau.

Nach dem Aufbau begannen wir zügig mit der Behandlung. Es kamen sehr viele Kinder aus der benachbarten Schule, die wir alle untersuchten und wenn notwendig behandelten. Auffällig war, dass die Gebisse der Kinder, je weiter man in den abgelegenen Osten des Landes kam, immer besser wurden. Die Zahl der Extraktionen wurde von Tag zu Tag geringer und war meist nur noch bei Erwachsenen angezeigt. Zucker gibt es in diesen Regionen nur wenig oder gar nicht. Patienten, die wir durch Einzel- und Gruppenprophylaxe erreichten, wurden immer mehr, kleine Füllungen und Fissurenversiegelungen waren die Schwerpunkte der Behandlung.

Hier hatten wir noch ein schönes Erlebnis. Ein Kinderchor sang unter professioneller Leitung und wir konnten uns noch eine Zeit lang an den schönen Liedern erfreuen. Am gleichen Tag fuhren wir noch nach Tsumkwe, ca. 110 km, wo wir in der Country Lodge Quartier für die nächsten vier Tage bezogen.

Am Dienstag, den 24.Oktober bauten wir bereits um 8.00 Uhr eine Behandlungseinheit im Medical Center in Tsumkwe auf. Es war leider nicht mehr Platz.

Erik und Kristina untersuchten in der nahe gelegenen Primary School die Kinder und schickten die behandlungsbedürftigen Patienten in das Health Care Center. Trotz der sehr beengten Verhältnisse untersuchten wir mehr als 150 Patienten und behandelten bis spät in den Abend. Nach dem Abendessen waren wir doch ziemlich erschöpft und gingen früh zu Bett. Am nächsten Tag hatten wir die Fahrt ins Hereroland vor, nach Gam, ungefähr hundert Kilometer, allerdings nur Schotterstraße.

Tsumkwe Country Lodge

Am nächsten Tag erreichten wir nach problemloser Fahrt Gam. Dort sind ein Medical Center und eine Primary (Grundschule) und Secondary School (Mittelschule). Bis 13 Uhr habe ich zusammen mit Regina etwa 200 Schüler untersucht. Nur sehr wenige hatten Karies, die Mehrzahl der Behandlungen waren Zahnsteinentfernungen, kleine Füllungen und Fissurenversiegelungen. Die Leiterin des Health Care Centers, Idah, unterstützte mich bei der Gruppenprophylaxe mit mehr als 100 Kindern. Sie übersetzte meine Erklärungen ins Afrikan, die Sprache der Einheimischen, da nicht jeder Englisch verstand. Erstaunlich war, dass nur etwa 20 Kinder im Besitz einer Zahnbürste waren. Wir hatten sehr viel Spaß dabei, verteilten Einmalhandschuhe und das große Gebiss zur Demonstration für die Mundhygiene war besonders gefragt.

In der Zwischenzeit versuchten Erik und Kristina die Behandlungseinheiten flott zu kriegen. Nach mehr als einer Stunde hatten wir endlich Strom und wenigstens ein Stuhl lief ohne Probleme. Nach Abschluss der Schuluntersuchungen ging ich mit Idah zur Klinik. Dort warteten bereits viele Patienten, mittlerweile auch einige Erwachsene, auf uns. Die Behandlung war sehr anstrengend wegen der sehr beengten Verhältnisse und der extrem schlechten Luft. Auf einem Stuhl konnten wir nur extrahieren und manuell Zahnstein entfernen, die andere Einheit war voll einsatzfähig.

Schüler in Gam mit Idah, der Leiterin der Klinik

Nach dem Abbau der Einheiten verabschiedeten wir uns von den sehr hilfsbereiten Mitarbeitern der Klinik, machten noch einige Fotos, verteilten kleine Geschenke und fuhren zurück nach Tsumkwe.

Wir erreichten noch vor Einbruch der Dunkelheit unsere Lodge und konnten trotz aller Schwierigkeiten während des Tages ein positives Fazit ziehen.

Vor der Klinik in Gam links im Bild eine Frau mit der typischen Tracht der Hereros

Am nächsten Tag waren wir in Omatako, ungefähr 150 Kilometer von Tsumkwe entfernt. Die Klinik dort ist ziemlich neu und endlich konnten wir einmal unsere Einheiten in einem guten Umfeld aufbauen.

Kristina und Erik untersuchten die Kinder in der Primary School. Es war ein angenehmes, ruhiges Arbeiten und wir konnten so viele Patienten zu ihrer Zufriedenheit behandeln. Das Personal der Klinik war sehr hilfsbereit und unterstützte uns tatkräftig. Am späten Nachmittag war der Einsatz beendet. Nach dem täglichen Einpacken und Aufräumen verabschiedeten wir uns von den Mitarbeitern des Medical Centers und traten die Rückfahrt nach Grootfontein an. Es war unser letzter Behandlungstag.

Freitag, der 27. Oktober war mit Arbeit wiederum voll ausgefüllt. Wir sterilisierten noch die restlichen Instrumente und kontrollierten Materialien und Geräte. Die vier zahnärztlichen Einheiten packten wir ein, um diese zur Wartung nach Windhoek mitzunehmen.

Die übliche Bürokratie war auch noch zu erledigen: Gruppenbehandlungsstatistik, Zehn-Punkte, Abschlussbericht und die Bescheinigung von Dr. Manatsa in der Klinik in Grootfontein für die ehrenamtliche Tätigkeit der Teammitglieder.

Zum Abschluss am Abend waren wir noch mit Irmgard und Max Beyer beim Essen. Bei guten Gesprächen konnten wir ein sehr positives Fazit von den letzten beiden Wochen ziehen.

Nochmals möchte ich explizit die außergewöhnliche Gastfreundschaft und Hilfsbereitschaft der Familie Beyer erwähnen. Wir fühlten uns dort sehr gut aufgenommen. Dafür nochmals ein herzliches Dankeschön.

Am Samstag reisten wir frühmorgens ab. Unser nächstes Ziel war die Spitzkoppe. Besuche von Swakopmund am Atlantik mit einer sehr interessanten Wüstentour, Windhoek mit einer beeindruckenden Führung durch das Township Katutura und ein Abendessen im etwas exzentrischen Joey`s Beerhouse rundeten unsere Urlaubstage ab.

Am Donnerstag, den 2. November traten wir abends um 21.30 Uhr den Rückflug an. Die Wochen in Namibia Nord waren geprägt von vielen positiven Eindrücken. Neben den nackten Zahlen, die in der Statistik festgehalten sind und eine gewisse Aussagekraft haben, sind mir besonders die leuchtenden Augen der Kinder in Erinnerung geblieben, wenn sie von uns ein kleines Geschenk bekamen, oder der „Daumen hoch“ von vielen Patienten, wenn sie sich verabschiedeten.

Im Team haben wir sehr gut zusammengearbeitet, Regina mit ihrer heiteren Gelassenheit, war die Seele unseres Teams, Erik und Kristina haben mit ihrer jugendlichen Dynamik Schwung in unsere Gruppe gebracht und ich habe versucht, die Ruhe zu bewahren und die Dinge pragmatisch zu behandeln.

Der Gesamteindruck ist in diesem Bericht nur bruchstückhaft zu schildern. Wie gesagt: Man könnte ein Buch schreiben…

Ein besonderer Dank gilt unseren Sponsoren:
  • Firma Komet
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  • Golf Toys GmbH & Co. KG
  • Firma Feurer Porsiplast GmbH für Zahnpastaproben
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