von Dr. Jens Frößler (E-Mail: dr.froessler [at] gmx.de)

Einsatzbericht Sambia – Oktober 2017

Wir, meine Frau Kathrin (ADH) und ich, Dr. Jens Frößler (AD), kamen bereits am Samstag nachmittags mit insgesamt 94 kg Gepäck in Lusaka an. Der sehr nette Fahrer von Hermann Striedl, Moses, erwartete uns bereits am Ausgang des Flughafens und brachte uns zu einer Lodge in Lusaka. Einen Tag später kam unser drittes Team-Mitglied, Inga Lifke (ADH) aus Zürich in Lusaka an. Gemeinsam wurden wir dann von Moses nach Siavonga gefahren und konnten uns auf der Fahrt bereits ein wenig kennen lernen.

Meine Frau und ich waren vor zwei Jahren bei einem Einsatz in Namibia, Inga erfüllte sich mit diesem Einsatz einen lange geplanten Traum. In Europa arbeitet sie als Praxismanagerin in der Schweiz. Wie die meisten andern Teams erreichten wir Hermanns Sandy Beach Lodge erst bei völliger Dunkelheit. Die Lodge liegt sehr schön direkt am Karibastausee. Beim ersten gemeinsamen Abendessen mit Hermann, Inga, und Wolfgang, einem Zahntechniker aus Österreich, erfreuten uns an einigen gekühlten Getränken und besprachen den kommenden Einsatz. Hermann lebt seit fast 50 Jahren in Sambia und ist nicht nur unser Einsatzleiter und Koordinator, sondern kennt das Land und die Leute und gab uns viele wertvolle Informationen. Er ist nicht nur der Eigentümer der Lodge, sondern engagiert sich für alle Belange, die die Situation für die Menschen vor Ort verbessern. Er hat in den letzten Jahren mehrere Kliniken und Schulen in der Umgebung erbaut. Egal wohin man kommt, jeder kennt „Mister Hermann“. Im Vergleich zu unserem Einsatz in Namibia, wo wir praktisch auf uns alleine angewiesen waren, habe ich diese Vor-Ort-Betreuung als sehr hilfreich und angenehm empfunden.

An unserem ersten Tag brachte er uns direkt in die Klinik von Siavonga. Die Dentalstation verfügt über zwei Behandlungsräume in denen einheimische „Dental-Therapists“ arbeiten, die dort routiniert Zähne ziehen und so zu mindestens in den größeren Städten eine Grundversorgung gewährleisten. Wir haben dort auch einige Patienten behandeln können, wobei die beiden lokalen Kollegen sehr beeindruckt waren, als wir bei einer Frau einen tief zerstörten Oberkieferfrontzahn zuerst wurzelbehandelten und anschließend mit einer großen Kunststofffüllung aufbauten. Die Möglichkeiten für Wurzelbehandlungen sind begrenzt, so gibt es zwar das notwendige Material, aber kein Röntgen, was die Prognose sicherlich einschränkt, aber ziehen kann man den Zahn ja immer noch. Die Patientin und ihr Mann waren aber sehr glücklich, bedankten sich überschwänglich und luden uns zu sich nach Hause ein.

Dienstag, der 24. Oktober ist in Sambia der größte Nationalfeiertag. Weil nicht gearbeitet wird hat Hermann uns alle in die Stadt gefahren. So konnten wir den Feierlichkeiten zum Independence Day auf dem Festplatz der Stadt beiwohnen. Die Menschen in Sambia waren uns gegenüber immer sehr aufgeschlossen und freundlich.

Am Mittwoch brachte uns Moses zu unserem ersten und weitesten Outreach-Einsatz in die Pokorny Clinik. Der Ort liegt ungefähr 80 km von Siavongo entfernt. Hermann plante unseren Einsatz, sodass wir möglichst viele unterschiedlich Orte anfuhren, damit die Region um Siavonga auch in den entlegeneren Gebieten eine zahnärztlich Versorgung erhält.

Von uns als Team erfordert das neben den Transportzeiten ein erhöhtes Improvisationstalent, weil man nicht sicher abschätzen kann, wie die Arbeitsbedingungen vor Ort sind. So gab es „Kliniken“, die praktisch nur aus einem leeren Raum bestanden, in dem es weder Wasser noch eine Stromversorgung gab und Orte in dem uns eine funktionsfähige Behandlungseinheit einschließlich einer Klimaanlage überraschten. Wir haben als Team aber sehr schnell gelernt, alle Schwierigkeiten zu meistern, wenn es keine Stühle gab, haben wir in den Nachbarhäusern gefragt, wenn es keinen Strom gibt, kann man mit der Autobatterie einige Geräte betreiben. Und wenn keine Patienten da sind, geht man zur nächsten Schule und spricht mit den Lehrern. Wir haben auf diese Art fast 1.000 Zahnbürsten, alle mit Putzinstruktion, an die Kinder und Erwachsenen verteilt.

Jeden Abend haben wir nach unserer Rückkehr in der Lodge von Herman uns um die Reinigung und Sterilisation der verpflegt. Lange wurden die Abende aber in der Regel nicht, dafür waren wir von der Arbeit und der Hitze des Tages einfach zu müde. Mit den Tagen wurde aus uns ein gut eingespieltes Team. Uns ist es gelungen an den neun Arbeitstagen 223 Patienten zu behandeln. Mit einem zweiten „Activ Dentist“ wäre es sicherlich noch mehr geworden, aber ich habe in der Zeit 165 Zähne gezogen, etwas weniger als in meiner Praxis in einem Jahr.

Beeindruckt haben uns die vielen Kinder und deren fröhliche Art. Die Lebensbedingungen waren in den verschiedenen Orten, in denen wir waren unterschiedlich, aber immer auf einem für unsere Verhältnisse sehr schwierigem Niveau. Nachdem wir zwei Wochen gesehen haben, wie die Menschen dort leben, und wie gelassen sie mit ungünstigen Bedingungen umgehen, sind wir sehr nachdenklich geworden. Seitdem wir wieder in Deutschland sind, sehen wir viele Dinge, die uns zuvor vielleicht belastet oder aufgeregt haben, viel gelassener. So gesehen haben wir etwas von den Menschen in Sambia lernen können, wir durften sehr nah an sie heran und wir sind ihnen für diese Erfahrung, die wir machen durften sehr dankbar. Die Fahrt hat sich damit auch für uns gelohnt.

Sonnenuntergang am Karibasee

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